Viele Jugendliche in der Oberstufe und in Brückenangeboten sind zur Zeit aktiv an ihrer Berufswahl. Dazu gehört auch, dass sie die Berufe in der Praxis kennen lernen müssen und dürfen. Damit die Betriebe ihre Fachkräfte für die Zukunft sichern können, braucht es Anstrengungen auf mehreren Ebenen. Eine davon ist die Berufsbildung!
Jugendliche kennen nur sehr wenige Berufsbilder. Meist haben sie diese über ihre Familie oder über ihre Kolleginnen und Kollegen («Was machst Du?») kennen gelernt. Sie bekommen Antworten wie «Ist ein spannender Beruf». oder «Isch lässig!». Mit solchen Antworten lernen sie aber den Beruf nicht in seiner Gesamtheit kennen, sondern nur mit der eingeschränkten Sichtweise ihres Familienmitgliedes oder Kollegen. Dieser ist vielfach noch selbst in einer Ausbildung.
Damit die Berufswahl aber objektiv erfolgen kann, sind die Jugendlichen auf viele Informationen über die interessierenden Berufe angewiesen! Diese finden Sie einerseits in Lehrmitteln und im Internet. Diese, theoretischen, Informationen können jedoch das Erleben des Berufes in einer Schnupperlehre nicht ersetzen! Nur wenn der Jugendliche weiss, was es heisst als Bäcker um 4 Uhr in der Backstube zu stehen oder als Strassenbauer bei 35° an der brütenden Sonne zu arbeiten, kann er anschliessend beurteilen, ob ihm dieser Beruf gefällt oder nicht.
Wir alle wissen, dass viele Unternehmen eine grosse Anzahl an Bewerbungen für eine Schnupperlehre erhalten. Unter diesen wird es immer auch eine Anzahl Jugendliche geben, die anschliessend feststellen, dass ihnen dieser Beruf nicht gefällt. Wir hören von Unternehmen vermehrt den Hinweis, dass die Schnupperlehre nicht angeboten wird, sondern die Jugendlichen die Informationen im Internet holen sollen. Diese Haltung verunmöglicht den interessierten Jugendlichen den Beruf genau kennen zu lernen. Gleichzeitig beinhaltet dies für die Unternehmen ein unnötiges und vor allem mehrheitlich vermeidbares Risiko! Wenn die Lehre während der Probezeit oder gar erst nach mehr als einem Jahr abgebrochen wird, weil der Beruf dem Jugendlichen nicht gefällt, so wurden über Monate hinweg Ressourcen gebunden, die sprichwörtlich in den Sand gesetzt worden sind.
Kleines Rechenbeispiel:
Für die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer Schnupperlehre können Sie mit etwa 25 Stunden Aufwand rechnen. Für die Betreuung eines Lernenden über drei Monate rechnen wir mit etwa 90 Stunden Betreuungsaufwand. Nehmen wir einen Stundenansatz von Fr. 52.40[1] beträgt der der Kostenunterschied zwischen der Schnupperlehre und einer am Schluss der Probezeit abgebrochenen Lehre ca. Fr. 3400.–. Wird die Lehre nach einem Jahr abgebrochen, so beträgt der Unterschied für den Betrieb sage und schreibe schon rund Fr. 17’500.–!
Um das Risiko für das Unternehmen so weit als möglich zu verringern, sind Schnupperlehren für die Jugendlichen wie auch für den Betrieb absolut notwendig. Zusätzlich rechnen sich diese auch langfristig für die Betriebe!
[1] Gemäss Strukturelle Arbeitskostenstatistik des BFS, 2016